Hier entsteht eine neue Seite 2024,
mit unserer Chronik der letzten Jahre

                                                          1913

Das Gründungsjahr des 

        Gebirgstrachtenerhaltungsverein 

„Vergißmeinnicht“ Schwabering

110 Jahre sind eine lange Zeit – eine Zeit, in der sich viel verändert hat.

Bei einer Volkszählung im Jahre 1900 leben in der Gemeinde Söchtenau 1023 Personen, davon 74 in Schwabering, 60 in Krottenmühl und 48 in Ullerting.

Die Kinder aus Brand, Burg, Grölking, Hafendorf, Innthal, Krottenmühl, Lohen, Osterfing, Salmering, Siferling, Ullerting und Untershofen besuchen nicht in Söchtenau, sondern in Schwabering die Schule, die sich seit 1905 im heutigen Kindergarten befindet.

Regiert wird Bayern 1913 von König Ludwig III.

Bereits ein Jahr nach der Gründung des GTEV „Vergißmeinnicht“ Schwabering bricht der Erste Weltkrieg (1914-1918) aus, der viele alte Werte hinwegfegt, unter anderem die Monarchie in Bayern. Doch mit dem Ende des Kriegs kommt auch Neues auf, vieles, was für uns heute selbstverständlich ist wie die Demokratie oder das Wahlrecht für die Frau.

Und trotzdem schreiben wir uns als Trachtenverein das Motto: „Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten!“ auf unsere Fahnen. Was meinen wir damit?

In einer Zeit der Globalisierung und des Internets, wo die Welt immer mehr zusammenrückt, wollen wir als Trachtenverein gerade in der Jugend das Bewusstsein dafür wecken, dass auch unsere Heimat reich an Traditionen und Bräuchen ist, die es wert sind, weitergetragen zu werden. Dazu gehören Dinge wie die Tracht, das Maibaumaufstellen, das Petersfeuer, alte Tänze, die Musik, vor allem aber auch die Mundartpflege. Anders als in der Schule, wo die „alten Dinge“ über unterschiedliche Medien vermittelt werden, bietet der Trachtenverein die besondere Chance, Menschen aus verschiedenen Generationen zusammenzubringen und so Gespräche über gestern, heute und morgen zu ermöglichen. So gelingt es dem Trachtenverein Brücken zwischen Traditionellem und Modernem, Altem und Neuem zu bauen, wodurch Offenheit und Interesse für Kommendes und Ungewohntes entsteht ohne aus den Augen zu verlieren, was unsere bayerische Heimat ausmacht und wo der Einzelne zurückkehren und sagen kann: „Do g’hör‘ i hin, do bin i dahoam.“

 

                      Schwabering um das Gründungsjahr 1913                                                                                       1950                                                                                                                                       und  2023

Unsere Tracht

Max II. von Bayern erachtete es als ein wichtiges Ziel das bayerische Nationalgefühl zu wecken und zu stärken. So erließ er 1853 eine Verordnung, die Behörden und Amtsträger verpflichtete, sich traditionell zu kleiden, etwas, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts alles andere als selbstverständlich war. Auch die Kinder bei der Erstkommunion oder Schulprüfungen, Braut und Bräutigam sowie Gläubige auf der Wallfahrt hatten Dirndl, Janker und Lederhose zu tragen. Als erster wittelsbachischer Regent zeigte sich Max II. immer wieder in der Tracht. Somit wurde diese „hoffähig“ und die Selbstverständlichkeit, sie heute bei offiziellen Anlässen in Bayern zu tragen, hat in der Zeit Max II. seinen Ursprung. Doch nicht nur die Erhaltung und Wiederbelebung der bayerischen Tracht geht auf Max II. zurück, unter ihm wird auch begonnen, bayerisches Brauchtum, Mundartdichtung oder Dialekte zu pflegen, erforschen und staatlich zu fördern.

1883 gründete der Lehrer Joseph Vogl aus Bayrischzell den ersten Trachtenverein, der die Tracht und das Brauchtum pflegen und erhalten sollte, eben genau diese Dinge, die bereits Max II. wichtig erschienen.

Kurze Zeit später folgten andere diesem Vorbild, wie auch die jungen Schwaberinger Burschen, die sich 1913 dazu entschlossen, sich in einem Trachtenverein zu engagieren. Zu den ersten Entscheidungen dürfte die Wahl der Tracht gezählt haben. Bis heute hat sich diese in kleineren Erscheinungen verändert. So tragen z.B. die Männer heute Strümpfe und keine Loiferl mehr, bei den Damen variierte die letzten 100 Jahre die Rocklänge. Auch die Farbe der Schürze und des Tuchs hat sich von einem veilchenfarbenem Stoff mit Vergißmeinnicht in einen hellblauen, mit Rosen bedruckten gewandelt. Warum? In den 1970er Jahren war der ursprüngliche Stoff nicht mehr erhältlich, was die Suche nach etwas Neuem erforderte. Auch die farbige Kindertracht mit rotem Mieder, blauem Rock und weißer Schürze wurde während der 1980er Jahre durch eine schwarze mit blauer Schürze ersetzt.

Zur Festtracht des GTEV „Vergißmeinnicht“ Schwabering gehören nun bei den Männern die Lederhose, Krawatte, Hut mit Flaum und Blume, Leiberl, Trachtenjoppe, Trachtenstrümpfe und Haferlschuhe. Die Buam verzichten auf die Trachtenjoppe.

Die Frauen tragen ein schwarzes Dirndl mit hellblauer Schürze, Busentuch und hellblauem Einsatz. Der Priener Hut und schwarze Trachtenschuhe runden das Bild ab. Ebenfalls in Schwarz mit hellblauer Schürze und hellblauem Tuch sind die Dirndl gekleidet, wobei die aktiven Dirndl ein Mieder mit Geschnür tragen.

Die schwarze Hose mit Hosenträger der Männer anstelle der Lederhose gehört zur Kirchentracht des Vereins.

Vereinschronik des GTEV "Vergißmeinnicht" Schwabering

Am 13. Juli 1913 war es soweit: Einige junge Burschen gründeten den Trachtenverein. Franz Zacherl, Karl Gruber, Lorenz Stockenreiter, Kaspar Summerer, Georg Kink, Georg Stangl bildeten den ersten Vorstand des neuen Vereins. Diese entschieden sich auch für die Tracht: Die Miesbacher Tracht für die Männer, die Dirndl und Frauen ein schwarzes Gwand mit veilchenfarbener Schürze und Tuch. Diese Tracht wird mit kleineren Abwandlungen bis heute getragen. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918), während dem kaum ein Vereinsleben möglich war, fanden sich Gründungsmitglieder und neue Interessierte zusammen, um den Trachtenverein weiterzuführen. Der Vorstand unter Christian Kink bemühte sich 1926 um eine Vereinsfahne und deren Weihe, was sich zunächst als schwierig erwies: Das Ordinariat des Erzbistums München und Freising lehnte eine Fahnenweihe erst mal ab, da diese Feiern in letzter Zeit im Gauverband „vielfach ausarteten und (zu einer) sonntagschändenen Landplage“ geworden seien. Nach der Zusicherung, dass die Feierlichkeiten im würdigen Rahmen abgehalten werden würden, erhielt der GTEV „Vergißmeinnicht“ Schwabering die Erlaubnis im Mai 1927 die erste Fahne zu weihen. Davor hatte der Verein lediglich eine Standarte geführt. Diese übernahm der Schützenverein Schwabering. In den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs ging sie jedoch verloren und konnte durch Zufall erst lange Zeit später wiederentdeckt werden und begleitet seitdem die Schützen wieder bei verschiedenen Anlässen. Durch viele Besuche von Veranstaltungen war der GTEV Schwabering in der Umgebung bekannt und wegen der besonderen Tracht und des Erhalt des Brauchtums gern gesehen. Engere Kontakte zu anderen Trachtenvereinen entstanden, als der technische Fortschritt Schwabering erreichte: Mit dem Lastwagen erkundete man die weitere Umgebung, schloss Kontakte und Freundschaften. Nach den Büchern des Vereins pflegte man das Vereinsleben bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Nach dessen Ende war jedoch eine Neugründung erforderlich, die 1947 bei Landratsamt Rosenheim beantragt und auch genehmigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Verein aus 35 Mitgliedern unter dem
1. Vorstand Georg Stocker. Das erste große Fest feierte man 1953: Der GTEV „Vergißmeinnicht“ blickte auf sein 40-jähriges Bestehen zurück. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Verein zunehmend zum Heimatverein für Volks- und Brauchtum und besuchte immer noch gerne die Veranstaltungen anderer Vereine der Umgebung. Langsam zeigte sich auch, dass sich die Kinder und Jugendlichen für das Platteln und Tanzen begeistern konnten. So wurde 1968mit 20 Buam die erste Jugendgruppe gegründet, die von Alois Maier und Josef Geisinger das Plattln lernten. Kurze Zeit später gewann man auch die Mädeln dazu. Anlässlich des 60-jährigen Bestehen des Vereins bemühte man sich um eine neue Fahne, die die alte, in die Jahre gekommene, ersetzen sollte. Die Fahnenweihe und das Gründungsjubiläum wurden natürlich gebührend gefeiert. Nach den Unterlagen des Vereins fand 1972 das erste Seefest mit Musik und Auftritten der Kinder- und Jugendgruppe sowie der Aktiven am Rinser See statt. In den Jahren danach erfreuten sich nicht nur die Vereinsmitglieder an dem gemütlichem Zusammentreffen mit Rahmenprogramm, wobei allerdings das Wetter leider nicht immer mitspielte. Im Jahr 1975 ließ der Trachtenverein einen alten Brauch nach Schwabering zurückkehren: Unter dem ersten Vorstand Franz Zacherl wurde der erste Maibaum aufgestellt. Die Erhaltung des Maibaums gehört seitdem zur Aufgabe des GTEV „Vergißmeinnicht“. Das Lindenfest wird seit 1994 beim Schloipfer gefeiert, womit das traditionelle Seefest, abgelöst wurde. Mittlerweile gehört das Lindenfest beim Schloipfer zum festen Termin des Trachtenvereins. Zwei weitere große Feste finden sich in der Vereinschronik: 1988 wurde das 75 – jährige, 2003 das 90-jährige Bestehen, 2013 das 100-jährige und 2023 das 110-jährige Gründungsfest mit den Ortsvereinen und den benachbarten Trachtenvereinen in Schwabering gefeiert.

Unsere Vereinsfahnen
von 1927

und von 1973

Vorstände seit der Gründung

Franz Zacherl

Lorenz März

Georg Stocker 

Franz Zacherl Lorenz März Georg Stocker

Alois Schmidmayer 

Franz Zacherl

Rupert Zäch 

Franz Zacherl 

Hans März 

Fritz Zäch 

Vorstände seit 1913

1913 – 1922

1922

1923

1924 – 1926

1926

1927 – 1932

1932 – 1946

1946 – 1949

1949 – 1967

1967 – 1970

1971 – 1982

1982 – 1992

1992 – 2010

2010 – 2020

2020 – bis heute 

Franz Zacherl

Lorenz Stockenreiter

Johann Minsinger

Josef Maier

Christian Kink

Georg Krämer

Lorenz März

Georg Stocker

Josef Geisinger

Alois Schmidmayer

Franz Zacherl

Rupert Zäch

Franz Zacherl

Hans März

Fritz Zäch